Ein antikes italisches Volk in Mittelitalien, das seine mythische Herkunft von Romulus ableitet. Dieser Romulus soll 753 v. die Stadt Rom gegründet haben. Im Laufe der Jahrhunderte vermochten sich die Römer von einem Bauernvolk unter etruskischer Herrschaft zu Herren der damaligen Welt rund um das Mittelmeer und weit in das Landesinnere hinein aufzuschwingen, ehe das Imperium Romanum 395 geteilt wurde und im Westen 476, im Osten (als Byzanz) noch weitere tausend Jahre später endete. Mit dem Christentum, das sein Zentrum bis heute in Rom hat (römisch-katholisch), ist das Erbe der römischen Kultur (bes. Sprache, Recht) eine der Gemeinsamkeiten der meisten Staaten des modernen Europa.

 

Die römische Kultur entstand aus der Verbindung italischer, besonders etruskischer, und griechischer Elemente. Aus der Frühzeit ist wenig sicher überliefert („dunkle Jahrhunderte” bis zum zweiten Jahrhundert vor). Es kommt dieses in allen Bereichen der Kultur zum Ausdruck, in Glauben, Literatur und Baukunst. Als den Römern eigentümlich gilt besonders ihr Volkscharakter: Redlichkeit, Gottesfurcht und Pragmatismus, dabei zähes Festhalten an hergebrachten Werten und überlieferter Lebensform.

Die republikanische römische Gesellschaft war als Kultur patriarchalisch geprägt, der Hausherr stand als Pater familias dem gesamten Haushalt vor, der eigentlichen Familie und den Sklaven. Über sie alle hatte er Verfügungsgewalt, sei es ihr Leben oder ihr Eigentum. Das Ideal war aber nicht der Typus des Despoten sondern vielmehr der treusorgende Vater, der für deren Wohlergehen zuständig war. Demgemäß hatte die Frau zwar keine bürgerlichen Rechte, stand aber in hoher Achtung (wie auch immer das in der Praxis ausgestaltet gewesen sein mochte).

Mit der Ausdehnung des Reiches beeinflußte die römische Kultur die eroberten Gebiete sowie die Grenzländer. Davon zeugen nicht allein erhaltene Bauten, sondern besonders sprachliche Merkmale. Die romanischen Sprachen (Französisch, Spanisch, Rumänisch) lehnen sich eng an römische Grammatik und Vokabular an, das Deutsche enthält zahlose lateinische Lehnwörter (z.B. Mauer, Fenster), ebenso das Englische, ganz abgesehen von der Sprache der Wissenschaft.

 

Römische Religion

In den Anfängen waren die wichtigsten römischen Gottheiten die drei Götter Jupiter, Mars und Quirinus, an deren Stelle um das 6. Jahrhundert vor die Dreiheit Jupiter, Juno, Minerva trat. Der friedliche Saturn und der kriegerische Mars schützen die Ackerflur. Neben ihnen verehrten die vornehmlich landwirtschaftlich tätigen Römer die Göttinnen Tellus (Erde) und Ceres (Saat) sowie Neptun (Wasser), Volkanus (Feuer), Vesta (Herdfeuer) und Janus (Eingang und Ausgang).

Weitere Götter hüteten in unmittelbarer menschlicher Umgebung als Laren und Penaten Haus und Hof. Für den einzelnen wichtig war der die Zeugungskraft erhaltende Genius. Auch kannten die Römer Vorstellungen vom Jenseits, die Manes wurden als die Geister der Toten verehrt.

Besonderes Augenmerk schenkte der Römer Vorzeichen aller Art. Aus Vogelflug, Eingeweiden, Blitzen usw. deuteten speziell ausgebildete Fachleute den Willen der Götter. Vor allen wichtigen Beschlüssen in der Volksversammlung und im Kriege holte man ihre Gutachten ein. (Vergleiche den heutigen Glauben an Statistik und Prognose). Träger des Kultes waren verschiedene Priester, etwa die Flamen oder die Auguren. Oberaufsicht über alle Priester hatten die Pontifices (Pontifex). Ihr Oberhaupt ist der Pontifex Maximus. Diesen Titel trägt noch heute der Papst der Römisch-Katholischen Kirche.

Urspünglich kannten die Römer die Gottheiten nicht als dem Menschen ähnliche Wesen. So wurden auch unpersönliche, wenig anschauliche Begriffe wie Gerechtigkeit (Justitia), Eintracht (Concordia), Treue (Fides) oder Tugend (Virtus) wurden als solche abstrakten Gottheiten verehrt, die dementsprechend auch nicht in Bildsäulen dargestellt wurden. Diese Sitte übernahmen die Römer erst von den Etruskern und den Griechen und entsprechend der Vielzahl solcher Phänomene entspricht, übertrieben ausgedrückt, jedes Substantiv irgendeiner römischen Gottheit.

Griechische Religion drang ab dem 6. Jahrhundert in die römische Glaubenswelt ein und prägte sie derart nachhaltig, daß in späterer Zeit fast alle wichtigen römischen Gottheiten und Sagengestalten ihre griechische Gleichsetzungen hatten. Wegen dieser Überschneidungen überrascht es nicht, wenn bei den Einzeldarstellungen häufig griechische Gestalten als Verwandte römischer Götter angegeben werden.
Einige römisch-griechische Paare im Überblick:
   

Römisch — Griechisch

Jupiter — Zeus

Juno — Hera

Minerva — Athene

Ceres — Demeter

Diana — Artemis

Venus — Aphrodite

Merkur — Hermes

Vulcan — Hephaistos

Hercules — Herakles

Ein an lokalen Mythen und HOMER orientiertes Epos des römischen Dichters VERGIL zeichnet die sagenhafte Geschichte der Römer seit Aeneas nach. Dieser Held der Trojaner sei nach dem Fall Trojas über Kathargo nach Italien gekommen und sei Ahn des Romulus. VERGILS Aeneis wurde zum römischen Nationalepos.

 

Mit der militärischen Expansion des Römerreiches und durch friedlichen Austausch wurden ab dem 2. Jahrhundert v., begünstigt durch Toleranz gegenüber fremden Gottheiten und aufklärerisches Gedankengut des Hellenismus, etliche fremde Gottheiten in Rom heimisch, allen voran die ägyptische Isis, der kleinasiatisch-griechische Bacchus (gr. Dionysos) oder die orientalische Kybele. Von der Auflösung der alten römischen Religion in den Jahrhunderten nach der Zeitenwende zeugen der zunächst bei fern der Heimat dienenden Soldaten beliebte, aus Persien stammende Mithras und natürlich die rasante Ausbreitung des Christentums, das gegen Ende des Imperiums zur Staatsreligion wurde.

Artikel zu Römern, Rom und römischer Mythologie finden sich über das Register und sind mit (röm.) für „römisch” oder (lat.) für „lateinisch” gegennzeichnet.